Stanserhorn - 5-Sterne-Berg oder Faulenzerberg?
Die Wetteraussichten waren optimal und so setzten wir unser Vorhaben, endlich einmal mit der Cabrio-Bahn aufs Stanserhorn zu fahren, in die Tat um. Das Stanserhorn, der Stanser Hausberg, der manchmal auch als 5-Sterne-Berg oder als Faulenzerberg betitelt wird, machte an diesem sonnigen Herbsttag seinen beiden Bezeichnungen alle Ehre.
Aber beginnen wir von vorne: Einen Parkplatz in der Nähe der Stanserhornbahn zu finden, war dank guter Beschilderung ein leichtes Unterfangen. Den grossen Ansturm an Ausflüglern konnten die überaus freundlichen Angestellten der Stanserhorn-Bahn mit vorausschauender Organisation gut bewältigen. So standen wir nur kurz in der Warteschlange und wollten bei der Billettausgabe gerne das vergünstigte Angebot der Raiffeisenbank nützen. Doch dazu mussten wir nach Auskunft der Kassierin zuerst unseren Member-Plus-Pass herunterladen. Dabei kamen wir ganz schön ins Schwitzen, denn es galt die neunstellige (!) Vertragsnummer und das noch längere, komplizierte Passwort auswendig einzugeben. Ein paar Schweisstropfen später konnten wir stolz am Schalter unseren Member-Plus-Pass in der Wallet vorweisen und für nur 21 Franken Hin- und Rückfahrt buchen. Ein echtes Schnäppchen!
Die Wartezeit bis zum Start betrug allerdings rund eine Stunde, doch wir nützten diese Pause, um gemütlich auf der Terrasse im Café nebenan einen ebensolchen zu schlürfen. Sogar den letzten Nussgipfel konnten wir noch ergattern. Wir kamen mit einem älteren Ehepaar am Nebentisch ins Gespräch und die Zeit verflog bei einer netten Plauderstunde wie im Flug.
Nun galt es vorerst bei der Standseilbahn anzustehen, was wir als ziemlich Letzte in der Kolonne schafften. So wird es wohl keine Möglichkeit geben, beim Umsteigen in die Cabrio-Bahn auf der begehrten Dachfläche einen Platz zu kriegen, dachte ich mir. Doch weit gefehlt! Nach dem Motto „Die Letzten werden die Ersten sein“ liess uns der Kondukteur als Erste aus dem Waggon aussteigen und wir konnten tatsächlich auf das Cabrio-Oberdeck klettern.
So herrlich war die sich eröffnende Aussicht auf den Vierwaldstättersee und die Umgebung, dass einem nur noch das Staunen blieb. Viel zu schnell ging die wunderbare Fahrt vorbei und wir waren bereits auf dem Stanserhorn angelangt. Die vielen Aussichtspunkte rund um den Gipfel boten einem einen Weitblick bis in die Berner Alpen, den Säntis, den Sempachersee und den Sarnersee. Der 5-Sterne-Berg verdiente seine Auszeichnung mit Bravour! Toll auch die ehrenamtlichen Ranger auf dem Berg, die stets für eine fachkundige Auskunft über die Bergwelt, die Fauna und die Flora bereit sind.
Für einmal nahmen wir aber auch die Faulenzer-Seite des Berges gerne an und schlenderten in 30 Minuten rund um den Gipfel, um schliesslich noch den Murmeltieren einen Besuch abzustatten. Das Picknick auf einem Bänklein schmeckte herrlich und zum Dessert trafen wir wieder auf unsere Zufallsbekanntschaft aus dem Café. Das rüstige Rentnerpaar (88 und 85 Jahre alt) erzählte uns aus seinem Leben und wir erfuhren Erstaunliches. Sie hatten sich mit rund 18 Jahren bei einem Welschlandaufenthalt kennengelernt, anschliessend aber aus den Augen verloren. Erst mit über 70 Jahren suchte er per Migros-Magazin-Rubrik „Bitte melde dich!“ nach seiner Bekanntschaft. Und heute sind sie zusammen ein glückliches Paar – allerdings nur am Wochenende, wie mir die Frau mit einem Augenzwinkern gestand…
So ging ein wunderschöner Tag auf dem Stanserhorn mit vielen neuen Eindrücken zu Ende.
Gerne gebe auch ich dem Faulenzerberg 5 Sterne – und übrigens sind für Nicht-Faulenzer viele schöne Wanderungen auf und rund um das Stanserhorn ebenfalls empfehlenswert.
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